Wein aus den Alpen
Letzte Aktualisierung am von Markus Schmidt
Darum geht es auf dieser Seite:
Das Weingut in Tirol
Zu Besuch im höchstgelegenen Weingut Tirols
Ronald Knabl und Dieter Kurz sind Winzer – hoch über dem Inntal bei Schwaz. Auf 1100 Metern Seehöhe befindet sich ihr Weingut am Kellerjoch. Damit betreiben die beiden das höchste Weingut in Tirol!
Was 2010 als Weinliebhaberei begann, ist mittlerweile ein kleines landwirtschaftliches Unternehmen. Derzeit werden jährlich rund 1600 Liter Obstwein erzeugt. Besonders überraschend: Fruchtwein aus Mostbeeren (Heidelbeeren). Sie entschleundigen dabei.
Wie kommt man darauf, mitten auf einem Berg ein Weingut zu betreiben?
Gelernt haben die beiden Winzer die Weinherstellung im Eigenstudium und durch viele Besuche auf traditionellen Weingütern im Osten Österreichs. „Die Gemütlichkeit und das Entschleunigen auf den Weingütern in der Wachau hat uns in den Bann gezogen“, erzählen beide unisono. Das hat sie dann dazu bewegt, zuerst zu Hause im kleinen Rahmen selbst zu probieren und zu experimentieren.
Nachdem es in Tirol so gut wie keine Weintrauben in entsprechender Menge gibt, haben sich die beiden auf Fruchtwein spezialisiert. Früher wurden von Bauern selbst Fruchtweine hergestellt und diese alte Tadition lassen Dieter und Ronald wieder aufleben. Es ist gar nicht so einfach, selbst einen Wein zu produzieren. Das mussten die beiden in vielen Versuchsdurchgängen probieren: Welche Menge an Hefe, bei welcher Temperatur, wie lange… Dann ist je nach Frucht auch noch darauf zu achten, dass der Zuckergehalt unterschiedlich ist, was sich auf die Gärung auswirkt.
Im Laufe der Zeit wurden aber gute Weine daraus und die heimischen Platzmöglichkeiten waren zu eng. So suchten sie nach einem Hof. Diesen haben sie am Pillberg gefunden. Er passt perfekt: Rund um das Stallgebäude gibt es sogar einen Obstgarten, der 25 unterschiedliche Äpfelsorten hat. Ein Paradies für die beiden Winzer! Hier haben sie neben genügend Fläche zum Wein produzieren auch einen Platz gefunden, um zu geniessen und zu entschleunigen. Das war ja eigentlich die ursprüngliche Intention des Weinbauhobbies.
Der Fruchtwein vom Kellerjoch
Ein Weingut zur Entschleunigung
Entschleunigen heisst bei den beiden aber nicht, auf der schönen Sonnenterasse zu sitzen und den Blick auf das Karwendel zu geniessen. Dadurch dass Fruchtwein gemacht wird, gibt es das ganze Jahr über etwas zu tun, nicht nur im Herbst, wenn die Weinwinzer die meiste Arbeit haben. Für den Fruchtwinzer geht die erste Ernte mit den Erdbeeren im Frühjahr los. Danach gibt es Kirschen, Marillen, Holunder, Bromberen, Zwetschgen und auch Vogelbeeren.
Besonders stolz sind die beiden auf ihren Topwein, dem Mostbeerwein. Er ist für viele Weintrinker gar nicht von einem Traubenwein zu unterscheiden! So gibt es das ganze Jahr etwas rund um den Obstwein zu tun. Von der Ernte bis zum Abfüllen machen sie alles selbst. Sogar die Baumpflege übernehmen sie in einigen privaten Gärten: „Wir sind ja froh, wenn wir das nicht verwendete Obst von einigen Bäumen privater Personen für unseren Wein verwenden dürfen. Da pflegen wir dann im Gegenzug gerne die Bäume“, erklärt Dieter Kurz.
Wie entsteht Fruchtwein?
Selbst Fruchtwein herstellen
Nach der Ernte werden die Früchte gewaschen. Danach müssen die Kerne heraus, denn diese würden Gärprozess negativ beeinflussen. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Früchte geschnitten oder auch angepresst. Das ist nötig, damit das ganze Aroma aus der Frucht in den Wein kommt. Nun folgt das Gären. Dazu werden die Früchte mit einer speziellen Zuchthefe versetzt. In dieser Phase ist das spezielle Winzerwissen gefragt. Rund 3 Wochen dauert der erste Gärprozess, die Dauer entscheidet über die spätere Qualität des Weins.
So kann es auch mal eine Gärungszeit von 2 Wochen oder eben etwas länger geben. Dann kommt das Abpressen, die Fruchstücke werden von der Flüssigkeit getrennt. Schliesslich kommt die Entreife. Dazu lagert die Flüssigkeit je nach Fruchtsorte 6 – 12 Monate im Tank. Das Besondere beim Fruchtwein ist der hohe Säuregehalt. Diesen muss man reduzieren. Ronald Knabl hält nichts von chemischen Zusätzen, die diese Reduktion erreichen lassen. Er setzt lieber frisches Bergquellwasser zu und hat den gleichen Effekt. Manche Obstweinbauern halten nichts davon, aber das ist den beiden Winzern in Pillberg egal.
Es gibt auch Paprikawein – oder doch nicht?
Ihnen sind ohnehin die Vorgaben von aussen nicht so wichtig: So machten sie bei der Herstellung ihres Weins aus Paprika die Erfahrung, dass ihnen dafür die Verwendung des Namens „Paprikawein“ untersagt wurde. Warum? – weil es so etwas nicht geben kann. Dass es einen Wein aus Paprika schon gibt, beweisen die beiden Winzer aber immer wieder. „Aber wir schreiben jetzt halt nicht mehr Paprikawein auf die Flasche“, erklärt Dieter Kurz schmunzelnd.
Besuch beim höchstgelegenen Obstweinbauern der Alpen
Wer die beiden Winzer kennenlernen möchte oder vielleicht sogar selbst Winzer ist und Einblick in das Weingut bekommen möchte, hat jeden Sonntagnachmittag die Möglichkeit. Dieter Kurz oder Ronald Knabl sind an jedem Sonntag ab 14.00 Uhr im Weingut „K Fruchtkelterei“ anzutreffen. Es sind auch Verköstigungen möglich, besonders interessant, wenn man blind einen Obstwein probiert, um zu erraten welche Obstsorte für den Wein verwendet wurde. Im Herbst gibt es auf Bestellung auch gemütliche Törggeleabende auf dem Weingut. Im extra eingerichteten Schauraum lässt es sich schön sitzen.
Wie kommt man zum Obstweingut in Tirol?
Am einfachsten geht es mit dem Auto. Über die Inntalautobahn Innsbruck – Kufstein nach Schwaz. Von der Autobahnausfahrt der Bundesstrasse in Richtung Pill folgen, um dann auf das Kellerjoch zu fahren (Wegweiser Kellerjochbahn folgen). Im Bergdorf Pillberg gibt es nach der Volksschule eine ausgedehnte Kurve, wo kurz darauf links eine steile Strasse abzweigt. Ein Schild zeigt das Weingut an. Adresse: Pillbergstrasse 127, Pill bei Schwaz.
Wer mit dem Bus anreisen möchte, nimmt die Pillbergbuslinie ab Schwaz.
Übrigens: Wenn man schon mal dort ist, kann man in einem Nebenraum zahlreiche alte Gegenstände des bäuerlichen Lebens besichtigen.
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